Zur Heimat erkor ich mir die Liebe. Das etwas andere Erlebnis am Valentinstag

Tour Christophstraße 8, 88662 Überlingen, DE

Ab Sonntag, dem 14.02. 2021 laden die Ev. und Kath. Pfarrgemeinden Überlingen Sie ein: An sieben Stationen an malerischen Orten am See erwarten Sie Liebesverse aus der Bibel und Verse von Mascha Kaléko. Dazu gibt es kleine Impulse zum Nachdenken. Folgen Sie Ihren Spuren der Liebe! Startpunkt ist die Auferstehungskirche, Überlingen.

Autor: Bettina Kommoss

7 Stationen

Auferstehungskirche – Außen

Christophstraße 21, 88662 Überlingen, DE

Zur Heimat erkor ich mir die Liebe. So sagt es Mascha Kaléko; die jüdische Lyrikerin. Das fällt mir ein in diesem Jahr, wenn an kalten Februarabenden die Gassen in Überlingen leergefegt und wir daheim sind, ausgefüllt mit unsagbarem Sehnen und Hoffen auf Liebe.

Wir wollen heute der Liebe begegnen. Wie gelingt es, sie zu finden und wie, sie zu bewahren? Und wie kommt Gott dabei ins Spiel?

Herzlich Willkommen vor der Auferstehungskirche! Willkommen im Herzen der Stadt Überlingen.

Wir, die Ev. und Kath. Pfarrgemeinden, laden Sie ein: Folgen Sie Ihren Spuren der Liebe: Auch wenn Sie grad nicht bis über beide Ohren verliebt sind, wenn Ihre Liebe in die Jahre gekommen ist, oder wenn sie gar nicht verheiratet waren, verwitwet sind oder geschieden wurden.

An sieben Stationen erwarten Sie Liebesverse aus der Bibel und Liebesgedichte von Mascha Kaléko. Dazu gibt es kleine Impulse zum Nachdenken.
Starten Sie nun Ihren Spaziergang ob draußen oder zu Hause. Wählen Sie unten in der Anzeigeleiste jeder Station zwischen den Icons: Bilder, Audio und evtl. Video.

So oder so folgen Sie also nun Ihren Spuren der Liebe!

Bettina Kommoss

Ein Projekt von:
Gertrud Kemmerling (Künstlerische Gestaltung)
Kantorin Stefanie Jürgens (Musik)
Pfarrerin Bettina Kommoss (Inhaltliche Gestaltung)

Uhlandshöhe

Zum Gallerturm 12, 88662 Überlingen, DE

Heute aber lieb ich dich – Mascha Kaléko

„...da will ich dir meine Liebe schenken…“ (Hohes Lied, 7, 12 +13)

Was gibt es Schöneres als zu lieben und geliebt zu werden?
Nichts beeinflusst unser Wohlbefinden so sehr wie die Gewissheit geliebt zu werden und die Fähigkeit Liebe zu schenken.

„Heute aber lieb ich dich.“ Mascha Kaleko , aus Reisebekanntschaft. Die Herzensentscheidung ist auch eine Willensentscheidung.
Kleine Geschenke der Aufmerksamkeit zeigen den Menschen, die wir lieben unsere Wertschätzung.
Dabei spielt der materielle Wert die kleinste Rolle, vielmehr unsere Haltung der Liebe, welche die Beschenkte, den Beschenkten in die ganze Aufmerksamkeit nimmt.

Nehmen Sie sich Zeit, die ganze Persönlichkeit in den Blick zu nehmen. Was macht Sie/ Ihn aus? Gibt es Persönlichkeitsanteile, welche ich besonders schätze und durch Aussprache vermehren möchte?

Je konkreter und detaillierter eine Rückmeldung ist, desto grösser ist das Erleben des Beschenkten. Betonen wir die Einzigartigkeit aus unserem Erleben heraus und setzen Gesten, die unsere Haltung dabei unterstützen. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf!

In Zeiten von materiellem Überfluss einerseits und ökologischem Kollaps andererseits ist es besonders innovativ mit saisonalen und regionalen Ressourcen zu gestalten. “Upcycling“ eines gebrauchten Gegenstandes kann neue Ideen wecken oder alte Erinnerungen können mit den technischen Möglichkeiten von heute neu zum Erleben gebracht werden. Schöpfen wir eine neue Gesprächskultur: „Es macht dich für mich besonders, die Art wie Du mit (etwas) umgehst…Dein Lächeln ist wie……Deine Geduld, wenn du…..gibt mir Halt…..Wenn ich auf die gemeinsame Zeit schaue, kann ich…anerkennen…“ Ein guter Nährboden für diese erweiterte Form der Wertschätzung im Schenken ist eine liebevolle Annahme meiner selbst mit „allem Drum und Dran` “ und ein „Dranbleiben“ mit der eigenen Wohlfühlbalance.

Gebet:
Herr, öffne mein Bewusstsein für den wahren Wert allen Seins. Dein Ja ins Leben, dein Ja zu mir möchte ich im Tiefen neu erspüren und aus der Herzensquelle so schöpfen können, dass es überfließt wie ein römischer Brunnen ohne die Schale des Selbst dabei zu leeren.

Pavillon

Zum Gallerturm 17, 88662 Überlingen, DE

Ach, die Liebe hängt an zarten Fäden – Mascha Kaléko

Was an zarten Fäden hängt, ist in Gefahr und nicht sicher. Denn Fäden könnten reißen. Und die Liebe? Hängt Liebe nicht auch an Worten, die gesagt werden oder ungesagt bleiben?

Weil das so ist, flüstern liebende Herzen miteinander, schreiben Liebende einander Liebesbriefe und versuchen das Feuer der Liebe in Gedichte zu bannen.

Und doch, es gibt sie auch. Die schwarzen Worte: sie fliegen schnell wie Pfeile und verletzen. Das eigene Wort, wer holt es dann zurück?

„Ach, die Liebe hängt an zarten Fäden.“

Bettina Kommoss

Gondele Hafen

Bahnhofstraße 3, 88662 Überlingen, DE

Wenn einer fortgeht, kann man nichts vergessen und jeder Tag ist ein Erinnerungsblatt – Mascha Kaléko

„Partir c`est un peu mourir“.

Abschiednehmen ist ein bisschen wie sterben, sagt eine französische Lebensweisheit. Ja, Abschiede gehören zum Leben. Vom Anfang bis zum Ende ist unser Leben immer wieder von Trennungen geprägt. Wir müssen uns immer wieder trennen, um uns weiterentwickeln zu können. Von der Abnabelung bei der Geburt, über die Abschiede von Lebensphasen und Lebensträumen, von großen Lieben bis hin zum physischen Tod. Das Leben scheint eingebettet in ein unaufhörliches Anfangen und Aufhören, Weggehen und Ankommen, Binden und Lösen. Immer wieder hin und hergerissen zwischen diesen Polen, die einen innerlich nie ganz zur Ruhe kommen lassen, mal schmerzlich, kraftlos und traurig, mal befreit, euphorisch und kraftvoll. Und wer kann oder will diese extremen Gefühlserfahrungen immer wieder zulassen. Wer will schon dauernd mit Abschied und Sterben konfrontiert werden? Da macht das Leben doch keine Freude mehr. Im Gegenteil: Nur wer sich der Sterblichkeit bewusst ist und sie nicht verdrängt, kann wirklich Frieden empfinden und wieder Freude erleben. Das ist keine religiöse Selbstquälerei, sondern eine Art Lebenskunst, die weiß: „Mitten wir im Leben sind/mit dem Tod umfangen“.
„ Abschiedlichkeit “ wird sie auch genannt.(Bitte nicht zu verwechseln mit dem allgemein verbrauchten Begriff des Loslassens zu verwechseln! Das ist wahrlich hohe Kunst: So bewusst, so intensiv und im Wortsinne gelassen zu leben, dass ich Trennungen nicht nur als tödliche Einschnitte erleben kann, sondern als organische Abschnitte meines Lebens. Wie bei einem Baum, der, wenn er zurückgeschnitten wird, wieder kraftvoll wächst und neue Früchte trägt. Dazu gehören aktive Trauer, Seelenarbeit, und auch Seelenruhe. Und dies alles, auf dass ich gut in die nächste Lebensphase komme.
Viele Menschen nehmen den Ballast von gestern in den neuen Tag hinein. Um jeden Preis wollen sie die Fehler vom Vortrag noch heute behalten und verderben sich damit einen wunderschönen Tag“.
Am besten lassen wir die Fehler der Vergangenheit hinter uns. Wir können Gewesenes zwar nicht ungeschehen machen, wir können es als Teil unserer Lebensgeschichte akzeptieren lernen.
Weil du mir am Herzen liegst, schaue ich in Liebe auf das Ereignis und übe mich darin ein, auf das Urteilen zu verzichten. Ich nehme meinen Anteil am Geschehen aktiv zu mir und lass es wirken. Das Gefühl der Versöhntheit und des Verstehens darf nachkommen.
„Alle eure Sorge werft auf ihn, denn Gott sorgt für Euch“. 1.Petrusbrief 5,7

Gebet:
Guter Gott, du weißt um meinen Schmerz, Verlust und kennst meine Sorgen. Der Blick auf deine Schöpfung vom Ursprung deiner Evolution bis heute sagt mir, alles ist ein Werden und Vergehen, ein Gebären auch mit Schmerzen und ein Finden im Zauber eines jeden Neuanfangs.
Gib mir Mut, das Entronnene so zu würdigen, dass das Morgen meines Lebens kraftvoll gedeihen kann.
Gertrud Kemmerling

Plattform im See, Dr.Otto-Buchinger-Weg

Bahnhofstraße 1, 88662 Überlingen, DE

Herr, lass mich werden, der ich bin, in jedem Augenblick – Mascha Kaléko

Eine uralte Frage: Wer bin ich?

Bin ich das? Die Summe meiner Suchanfragen und Einkäufe? Meiner Seh- und Hörgewohnheiten? Oder wenn mir das zu wenig ist: Bin ich dann vielleicht die Summe der Rollen, die ich im Laufe meines Lebens spiele?

Gott der Schöpfer dagegen, von dem die Bibel spricht, ist eine Stimme, die mich nicht festlegt, mich nicht berechnet, nicht nach meinen Rollen, meiner Kompetenz und Kaufkraft fragt. Es ist die Stimme, die sagt: Ich rufe dich bei deinem Namen und ordne dich nicht ein. Ich will, dass du da bist. Du musst nicht funktionieren, du darfst leben. Ich höre die Stimme, in deren Liebe ich geborgen bin, losgesagt von aller Berechnung. Sie sagt: „Du bist geliebt“.

Herr, lass mich werden, der ich bin, In jedem Augenblick.

Bettina Kommoss


Garten Eden Auferstehungskirche

Grabenstraße 3, 88662 Überlingen, DE

Waren so selig wie Wolke und Wind – Mascha Kaléko

Zärtlichkeit. Umarmungen und streichelnde berührende Worte für einen geliebten Menschen verwöhnen das Gefühl. Über Berührungen fühlen Sie die Qualität der Beziehung und sie zeigen auch über Zärtlichkeiten ihre Liebe. Für manchen zählt eine zärtliche Berührung mehr als die gesprochenen Worte“ ich liebe dich“. Der Liebesakt in einer partnerschaftlichen Verbindung ist nur eine Form von Austausch der Zärtlichkeiten. Wenn sie einen Partner mit der gleichen Berührungs-Sprache haben, dann finden sie tausend Wege, um ihre Liebe auch in der Öffentlichkeit mittels kleiner Zärtlichkeiten zu zeigen. Für diesen Typ ist jede dieser Berührungen ein Bekenntnis und ein Liebesbeweis.
Erinnern Sie sich an zärtliche Berührungen, die mitten im Alltag Nähe zwischen Ihnen geschaffen haben? Was hat diese Berührungen zu etwas Besonderem gemacht? Wie könnte bei Ihnen eine gemeinsame „quality time“ aussehen?

Gebet:
Herr, berühre mich mit Deiner bedingungslosen Liebe. Lass mich in meiner Welt des Erlebens Formen der Zärtlichkeit erfahren, die gut tun und mich beflügeln sie zu verschenken- an liebevolle Menschen in meinem Umfeld, die einen großen Platz in meinem Herzen einnehmen- und darüber hinaus…mit deiner Gnade.

Gertrud Kemmerling

Auferstehungskirche – Innen

Christophstraße 23, 88662 Überlingen, DE

Du hast in mir viel Lichter angezündet – Mascha Kaléko

Wir laden Sie ein, jetzt eine Kerze anzuzünden. Wir wollen Mascha Kaléko nachempfinden, was es ihr bedeutet hat, dass jemand in ihr „viel Lichter angezündet“ hat. Hat da jemand ihr ein Licht aufgehen lassen? Sie auf eine Idee gebracht? Oder sie gewärmt in frostigen Zeiten?

Und das kann bedeutet: Die Dunkelheit in der Welt und auch die Dunkelheiten in uns selber sind nicht die letzte Wahrheit.

Gottes Licht ist das Vorzeichen, das immer schon über dieses ganze taumelnde Menschenleben gesetzt ist. Sein Licht war am Anfang und wird am Ende sein – und in diesem Vertrauen soll und darf es uns auch gegenwärtig sein: Wir haben teil am ewigen Licht – wenn wir es auch gewiss nicht besitzen und nicht sehen – sondern wirklich nur glauben können – und wohl auch oft gar nicht glauben wollen, weil uns viel zu viel Dunkel einhüllt.

In dieser Kirche aber soll es jetzt hell werden: Wir nehmen Teil an Gottes Licht im Gedenken an einen Menschen, mit dem wir in Liebe verbunden waren, mit dem wir Liebe, Hoffnung und einen Glauben teilten.

Gebet:

schaffe in mir gott ein neues herz
das alte gehorcht der gewohnheit
schaff mir neue augen
die alten sind behext vom erfolg
schaff mir neue ohren
die alten registrieren nur unglück
und eine neue liebe zu den bäumen
statt der voller trauer
eine neue zunge gib mir
statt der von der angst geknebelten
eine neue sprache gib mir
statt der gewaltverseuchten
die ich gut beherrsche
mein herz erstickt an der ohnmacht
aller die deine fremdlinge lieben
schaffe in mir gott ein neues herz
und gib mir einen neuen gewissen geist
dass ich dich loben kann
ohne zu lügen
mit tränen in den augen
wenns denn sein muss
aber ohne zu lügen

– Dorothee Sölle in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch, 2010.

Ein Herz, das Sie weiterhin begleitet, steht in der Schale zum Mitnehmen bereit.

Bleiben Sie behütet!

Bettina Kommoss


Quellenangaben:
„Waren so selig wie Wolke und Wind“, Mascha Kaléko, Finale. Liebesgedichte, München 2015 Seite 29.
„Weil du nicht da bist“, Mascha Kaléko, Weil Du nicht da bist. Liebesgedichte, München 2015, Seite 13.
„Herr, lass mich werden, der ich bin. In jedem Augenblick.“, Mascha Kaléko, Kurzes Gebet, In meinen Träumen läutet es Sturm, München 1977, Seite 85.
„Wenn einer fortgeht, kann man nichts vergessen“, Mascha Kaléko, Weil Du nicht da bist, Liebesgedichte, München 2015, Seite 57.
„Zur Heimat erkor i c h mir die L i e b e“, Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter. Hundert Gedichte, München 2017, Seite 9.
„Heute aber lieb ich dich“, Mascha Kaléko, Reisebekanntschaft, Liebesgedichte, München 2015, Seite 51.
„Ach, die Liebe hängt an zarten Fäden“, Mascha Kaléko, Wohlgemeinter Rat für Damen, Liebesgedichte München 2015, Seite 65.
"Schaffe in mir ein neues Herz", Dorothee Sölle in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch, 2010.