Rundgang für Kinder. In Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Muttenz.
Autor: Heimatkunde Muttenz, Dr. h.c. Helen Liebendörfer und Hanspeter Meier
15 Stationen
Einleitung und Detailkarte
Die einzelnen Stationen des Muttezer Sagenweges können in beliebiger Auswahl und Reihenfolge ausgesucht werden.
Die beiliegende Detailkarte kann unter https://www.heimatkunde-muttenz.ch/index.php/muttezer-sagewaeg ausgedruckt werden.
Gesamter Rundgang: Länge 8,8 km, Aufstieg 346 m, Abstieg 347 m.
1. Legende des Heiligen Arbogast
Kirchplatz 1, 4132 Muttenz, CH
Standort: In der Kirche (Bild links Vorne)
Vom hochverehrten heiligen Arbogast, dem ersten Bischof von Strassburg, werden viele Legenden erzählt.Er sei trockenen Fusses über einen Fluss gegangen, habe Kranke geheilt und Dämonen vertrieben sowie Streitigkeiten geschlichtet. Angeblich liess er sich unter einem Galgen begraben, um einen unschuldig Hingerichteten zu ehren.
Malerei linke Seite: König Dagobert, der König der Franken, und seine Gemahlin Mechthild müssen erfahren, dass ihr Sohn Sigisbert bei der Jagd von einem Eber tödlich verletzt worden ist. Verzweifelt bringen sie nun den leblosen Körper zum heiligen Arbogast und bitten ihn um Hilfe.
Malerei rechte Hälfte: Arbogast betet darauf inbrünstig am Altar und kann dadurch den jungen Sigisbert wieder zum Leben erwecken.
2. Der Marksteinversetzer
Kirchplatz 10, 4132 Muttenz, CH
Ein Mann nahm es mit dem Einhalten der Grenzen seiner Ländereien nicht sehr genau. Immer wieder versetzte er nachts heimlich die Marksteine zu seinen Gunsten. Niemand bemerkte die Untaten. Aber nach seinem Tod musste er es büssen: Nacht für Nacht hatte er nun unter grosser Mühe Grenzsteine zu versetzen.
Nun aber bemerkten die Leute, dass ihre Grenzsteine nicht mehr am richtigen Ort waren und empörten sich über deren Versetzung. Sie mussten täglich kontrollieren, ob ihre Ländereien noch die richtige Grösse aufwiesen oder ob ein Markstein durch den ruhelosen Geist zu Gunsten des Nachbarn verschoben worden war. Man wusste sich bald nicht mehr zu helfen und holte schliesslich einen Kapuzinermönch und bat ihn, den Geist zu bannen. Mit vielen Gebeten und mit verschiedenen symbolischen Abwehrzeichen gelang es dem Mönch, den ruhelosen Geist schliesslich in einen Glassarg zu bannen. Diesen Sarg mauerte man ein – und seither haben die Dorfbewohner Ruhe.
3. Der Schädel aus dem Beinhaus
Kirchplatz 10, 4132 Muttenz, CH
Ein tollkühner Bursche von knapp zwanzig Jahren, der gerne mit seinen Taten prahlte, schilderte wieder einmal eines seiner gefährlichen Abenteuer, bei dem er keinerlei Angst gezeigt habe. Seine Kameraden aber forderten endlich einen Beweis seiner Furchtlosigkeit. Der junge Bursche zögerte nicht lange und erklärte, er wolle gleich ins Beinhaus bei der Kirche gehen, dort den Schädel seines Onkels Willibald holen und ihn zu den Freunden bringen und auf den Tisch legen.
Nachts ins Beinhaus einzudringen, in welchem die Gebeine aller einst auf dem Friedhof Beerdigten aufgeschichtet lagen, wagte sonst niemand. Und erst recht nicht, dort einen Schädel zu entfernen. Aber der Prahlhans machte sich unerschrocken auf den Weg, öffnete das Tor zum Kirchhof und ging entschlossen auf das Beinhaus zu. Modrige Luft schlug ihm entgegen, als er zögernd eintrat. Er entzündete mutig eine Kerze und begann, im gespenstisch flackernden Schein nach dem Schädel seines Onkels zu suchen. Als er ihn entdeckte, nahm er ihn rasch an sich und verliess aufatmend die schauerliche Stätte.
Stolz machte sich der Bursche auf den Rückweg zu seinen Freunden. Als er aber die Burggasse hinaufstieg, wurde der Schädel immer schwerer und schwerer. Erschrocken betrachtete er ihn, als dieser plötzlich unter unheimlichem Knarren den Kiefer bewegte. Es hörte sich an, wie das Geräusch des grossen Burgtors auf dem Wartenberg, wenn man es öffnet. Nun begann der bis anhin tapfere Bursche zu zittern. Und als der Schädel seines Onkels ihm mit Grabesstimme befahl, ihn sofort wieder ins Beinhaus zurückzubringen, rannte er erschrocken zur Kirche zurück und legte den Schädel wieder an seinen Platz.
Seine Freunde hatten vergeblich auf die Rückkehr ihres Kameraden gewartet. Am folgenden Morgen liefen sie zu seinem Haus. Aber da war er nirgends zu finden. Nun machten sie sich auf die Suche und fanden ihn schliesslich im Beinhaus. Er lag mit starren Augen tot am Boden.
4. Die Arbogast-Quelle
Brunnrainstrasse 23, 4132 Muttenz, CH
Standort: Arbogastbrünneli
Der heilige Arbogast, der erste fränkische Bischof von Strassburg, ruhte sich einst am Abhang des Wartenberges aus, blickte auf das Dorf Muttenz und bat um einen besonderen Segen für die Bewohner. Darauf hörte er im Schlaf eine Stimme, die ihm zusicherte, dass sein Gebet erhört worden sei. Als er aufwachte, sprudelte neben ihm eine Quelle. Diese wurde lange Zeit als heilkräftig angesehen und war ein gern besuchter Wallfahrtsort. Heute steht dort das Arbogast-Brünnli.
5. Die goldenen Kegel
Hintere Wartenbergstrasse 15, 4132 Muttenz, CH
Standort: Vordere Wartenbergruine
Auf der Vordern Wartenbergburg pflegten die Burgherren und Vögte ihre freie Zeit mit Spielen zu vertreiben, und zwar jeweils mit wertvollen goldenen Kegeln. Nach dem Spiel versteckten sie die Kegel in einem unterirdischen Schacht, der, so erzählte man sich, von der Burg bis ins Dorf führte. Ein paar junge, mutige Burschen beschlossen eines Tages, diesen Schacht ausfindig zu machen und die goldenen Kegel zu holen. Sie kundschafteten fleissig alles aus, bis sie eines Nachts verschwanden und nicht mehr wiederkehrten. Niemand wusste, wo man sie suchen sollte, denn niemand kannte das Geheimnis des dunkeln Schachtes. Die jungen Männer waren und blieben für immer verschwunden.
6. Schatzgräber auf dem Wartenberg
Burghaldenstrasse 28, 4132 Muttenz, CH
Standort: Mittlere Ruine
Drei Männer stiegen einst vor langer Zeit gegen Mitternacht zur mittleren Ruine auf den Wartenberg hinauf, um einen verborgenen Schatz auszugraben, von dem sie gehört hatten. Oben angelangt, begann der eine aus einem Beschwörungsbuch rückwärts vorzulesen, während die beiden andern mit Schaufel und Hacke nach dem Schatz zu graben anfingen. Tatsächlich stiessen sie bald auf eine alte eiserne Kiste. Da stand plötzlich ein schwarzer Teufel mit Hörnern neben dem Vorlesenden. Mit lautem Schrei liess dieser entsetzt das Buch fallen. Und wie von unsichtbarer Hand füllte sich die Erde wieder auf in der Grube, so dass man keine Spur mehr von der Kiste erkennen konnte. Die drei Männer aber flohen, rannten den Berg hinunter, langten schweissgebadet im Dorf an und verriegelten angstvoll die Türen ihrer Häuser. Seither wagt es niemand mehr nach der Kiste zu suchen.
7. Die verzauberte Jungfrau vom Wartenberg
Burghaldenstrasse 28, 4132 Muttenz, CH
Standort: Hintere Ruine
Einst verwandelte ein böser Zauberer eine hübsche Jungfrau auf dem Wartenberg in einen garstigen Frosch und verbannte ihn auf ewige Zeiten in einen tiefen Brunnen. Nur ein Jüngling konnte den Zauber lösen, wenn er bereit war, den Frosch zu küssen. So lebte der arme Frosch viele Jahre im finstern Brunnenschacht. Und obwohl immer wieder einmal ein junger Mann auf dem Weg zur Burg am Brunnen Wasser trank und der Frosch hoffnungsvoll quakte, dachte keiner daran, ihn zu küssen.
Nach vielen, langen Jahren kam ein Jüngling mitten in der Nacht an den Brunnen um zu trinken und hörte das herzzerreissende Quaken des Frosches. Er kletterte neugierig in den Brunnenschacht und holte das Tier herauf, betrachtete es im Mondenschein und wurde von Mitleid übermannt, so erbärmlich sah der Frosch aus. Er hauchte einen Kuss auf seinen Kopf und setzte ihn wieder auf den Brunnenrand. Da sass auf einmal eine wunderschöne Jungfrau vor ihm. Der junge Mann verliebte sich auf der Stelle in sie, und bald heirateten die beiden und lebten noch viele Jahre glücklich zusammen.
8. Eine Schatz-Jungfrau
Hinterwartenberg 15, 4132 Muttenz, CH
Standort: Schlüsselhölzli (hinter dem Wartenberg, Namensbuch Nummer 165)
Hinter dem Wartenberg – im Schlüsselhölzli – erschien bei Vollmond um Mitternacht manchmal eine schöne Jungfrau mit langen, goldenen Haaren und weissem Gewand. Sie sass auf einem Stein und winkte jedem, der in die Nähe kam. Sie forderte die Leute mit zarter Stimme auf, ihr das goldene Haar zu kämmen, denn dadurch würde sie erlöst werden. Als Dank würde sie ihnen dann den Weg zu einem Schatz weisen. Aber alle, die sie erblickten, wagten es nicht näher zu treten, geschweige denn das goldene Haar zu kämmen. Anderen wiederum, die extra hingingen, um es zu tun und den Schatz zu erhalten, erschien die schöne Jungfrau nie.
9. Es spukt bei der Muttenzer Mühle
Mühlackerstrasse 84, 4132 Muttenz, CH
Eine arme Bauernfamilie wohnte in einem alten, fast zerfallenen Bauernhaus in der Nähe der Mühle. Nachts hörte der Knecht immer wieder seltsame Geräusche aus der Scheune, wenn er bei den Kühen im Stall war. Schliesslich berichtete er dem Bauern davon. In der folgenden Nacht begab sich dieser mutig in die Scheune, kehrte aber gleich wieder totenblass zurück. Er habe auf dem Heuboden durchsichtige, weisse Gestalten gesehen mit schrecklichen Gesichtern.
Die Familie lebte von nun an nur noch mit grosser Angst im Haus und das Erlebnis lastete schwer auf dem Bauern. So entschloss man sich schliesslich, das Spukhaus zu verlassen und einen andern Wohnort zu suchen. Mit dem Wegzug der Familie schienen aber auch die Geister das Haus verlassen zu haben, denn die neuen Bewohner lebten danach unbehelligt in Ruhe und Frieden im alten Haus.
10. Die Kohlengräber
Im Obersulz 11, 4132 Muttenz, CH
In Muttenz ging einmal das Gerücht um, in der „Sulz“ hätte man Kohle entdeckt. Sofort beschlossen einige Bauern nach diesem Kohlevorkommen zu suchen. Sie zogen mit Schaufeln und Pickeln aus, kehrten aber abends ohne Erfolg wieder zurück. Am nächsten Tag wollten sie ihr Glück aufs Neue versuchen und weitergraben.
Nun schlich ein Witzbold in der Nacht mit einem Korb gefüllt mit Kohlen in die „Sulz“, schüttete sie in eine Grube und deckte sie sorgfältig zu. Die Freude und Überraschung war gross, als am folgenden Tag die Bauern nach kurzer Zeit tatsächlich die Kohle fanden. Jubelnd fühlten sie sich als reiche Kohlengrubenbesitzer und feierten dieses Ereignis gebührend in der Wirtschaft.
Wie gross war aber die Enttäuschung, als in den kommenden Tagen und Wochen trotz intensivem Graben nirgends mehr Kohle zum Vorschein kam und man schliesslich den Betrug bemerkte. Im Dorf spottete man unverhohlen über die leichtgläubigen Bauern, sie konnten nicht mehr auf die Strasse, ohne dass über sie lauthals gelacht wurde. Der Spassvogel aber liess sich nichts anmerken, schwieg eisern über seine Tat und konnte deshalb nie ausfindig gemacht werden.
11. Die entführte Nonne vom Engental
Muttenz, CH
Ein braver, aber armer Bursche von Muttenz liebte die schöne Tochter des wohlhabenden Müllers. Auch sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt und sie beschlossen zu heiraten. Aber die reichen Eltern der Tochter widersetzten sich diesem Wunsch. Um die beiden für immer zu trennen, liessen die Eltern ihre Tochter heimlich ins Kloster Engental bringen, wo sie hinter den Klostermauern gut verborgen war.
Der junge Bursche suchte lange nach seiner Geliebten, fand sie aber nirgends, sie war und blieb verschwunden. Endlich erfuhr er durch eine alte Klosterfrau, die als junges Mädchen auch ihrer grossen Liebe hatte entsagen müssen, dass seine Braut im nahen Kloster lebe und sich sehr nach ihm sehne. Durch die Klosterfrau liess nun der Bursche seine Geliebte wissen, dass sie ihm ein Zeichen geben solle: Eine Kerze am Fenster ihrer Zelle würde ihm den Weg zu ihr weisen. Als der junge Bursche das Licht erblickte, rannte er unter das Fenster und die junge Nonne liess sich an zusammengeknüpften Leintüchern rasch zu ihm herab. Die Liebenden flüchteten und verschwanden für immer in der Fremde. Über ihr weiteres Schicksal hat man im Dorf nie etwas erfahren, aber die Geschichte wird seither von Generation zu Generation weiter erzählt.
12. Der Schatz auf den Gruetächern
Münchenstein, CH
Früher trieb sich allerlei Bettelvolk in der Gegend von Muttenz umher. Darunter befand sich einmal eine Wahrsagerin, die sich grosser Beliebtheit erfreute. Die leichtgläubigen Dorfbewohner liessen sich von ihr die Zukunft voraussagen oder andere Ratschläge erteilen. Manchmal gelang es der Wahrsagerin, sich mit besonderen Andeutungen zusätzlich Geld zu verdienen. So verriet sie eines Abends gegen ein kleines Entgelt einigen Dorfbewohnern, dass auf den Gruetächern bei einem Birnbaum ein Schatz vergraben sei. Sie würde ihnen den Ort zeigen und wenn sie den Schatz gefunden hätten, so müssten sie ihr einen Finderlohn bezahlen.
Mit Schaufeln und Pickeln versehen liefen die Männer sofort los, liessen sich den Birnbaum zeigen und begannen zu graben. Aber die Wahrsagerin warnte: „Wenn ihr beim Graben redet, fällt der Schatz bei jedem Wort tiefer in die Erde.“ Die Männer nickten und machten sich wortlos an die mühselige Arbeit. Die Wahrsagerin sah ihnen zu, und als ein beträchtliches Loch entstanden war, verlangte sie eine Vorauszahlung. Da vergassen die Männer, dass sie eigentlich schweigen sollten, und meinten empört, sie bekomme erst etwas, wenn der Schatz zum Vorschein gekommen sei. Die Wahrsagerin schaute ihnen lange ins Gesicht, zuckte schliesslich mit der Schulter und bemerkte: „Nun ist der Schatz wieder einige Meter nach unten gerutscht.“
Der Schatz ist bis zum heutigen Tag nicht gefunden worden.
13. Der Rothallenweiher
Muttenz, CH
Der Weiher hat eine unergründliche Tiefe, er ist so tief, dass man überzeugt war, er stehe mit dem Meer in Verbindung. Alles, was hineinfiel verschwand auf Nimmerwiedersehen. So stürzten bei einem Holzschlag einst drei mächtige Buchen in den Weiher und man fand sie nicht wieder. In Münchenstein wird der Weiher auch Totenweiher genannt, weil nach der schrecklichen Schlacht von St. Jakob ein Ritter hoch zu Ross geflüchtet war, sich im finstern Wald verirrte und in der Dunkelheit zusammen mit seinem Pferd im Rothallenweiher versank. Andere wiederum berichten, dass einst ein Fuhrmann mit zwei Pferden darin ertrunken sei. Weder Ross noch Wagen wurden je wieder gefunden.
14. Der Schatz auf der Rütihard
Alpweg 18, 4132 Muttenz, CH
Im Dorf Muttenz erfuhren zwei Männer, dass irgendwo auf der Rütihard ein Schatz vergraben sei. Ohne lange zu überlegen, machten sie sich gleich auf den Weg und suchten das ganze Gelände ab. Schliesslich schien ihnen ein Ort der Richtige zu sein und sie begannen eifrig zu graben. Tatsächlich stiessen sie in einiger Tiefe auf etwas Hartes. Es waren zwei eiserne, vom Rost zerfressene Kisten. Hastig öffneten sie sie und erblickten staunend eine Unmenge von goldenen und silbernen Münzen.
Noch während sie sprachlos auf den herrlich funkelnden Schatz starrten, kamen zwei Männer des Weges. Diese blickten nun ebenfalls in die Grube. Da begann sich die Erde über dem Schatz zu schliessen, wie von Zauberhand wurde alles zugedeckt und kein Mensch fand seither den Schatz jemals wieder.