Burgstraße 20, 53949 Dahlem, DE
Eine tiefgreifende Veränderung erfuhr das Bauerndorf Kronenburg, als sich in den 1930er Jahren der Maler Werner Peiner (1897-1984) in dem Ort niederließ. Er entwickelte den ehrgeizigen Plan einer Landakademie, die unter höchster politischer Protektion zur „Hermann-Göring-Meisterschule“ wurde.
Peiner, dessen Eltern aus der Eifel stammten, schrieb sich 1919 als Student an der Düsseldorfer Kunstakademie ein. Zu der Zeit hatte der Werkstättengedanke, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf alle Akademien übergriff, auch Düsseldorf erreicht. Als Peiner 1923 die Akademie verließ, bildete das handwerklich-künstlerische Spektrum der Werkstätten die Grundlage für seine späteren Arbeiten. Bei seinen Ausflugsfahrten durch die Eifel besuchte Werner Peiner regelmäßig Kronenburg. 1932 mietete er ein Bauernhaus, Burgbering 12, um ständig dort zu leben. Er behielt diesen Wohnsitz bei, als er im Oktober 1933 die Professur für Monumentalmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie annahm. Diese Professur war ihm angetragen worden, nachdem im März 1933 die Hakenkreuzfahne auf dem Akademiegebäude gehisst worden war und die Entlassung von Künstlern wie Ewald Mataré, Oskar Moll, Heinrich Campendonk und Paul Klee folgten. Dass Peiner, der 1937 in die NSDAP eintrat, von der „Säuberungsaktion“ profitierte, war ihm bekannt. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er, dass er die Professur von Klee übernommen habe, obwohl es wohl eher Campendonks Lehrstuhl für Wandmalerei, Glasmalerei, Mosaik und Gobelinweberei gewesen sei.
Auf Anweisung Hermann Görings schloss die Polizei im April das Bauhaus, das seinen Standort von Weimar nach Dessau und schließlich nach Berlin verlagerte, als „Brutstätte des Kulturbolschewismus“. Eine experimentelle Moderne war unerwünscht. Peiners traditionsverbundene Orientierung passte besser zum Kulturverständnis der Nationalsozialisten. In den Ferien nahm er einige seiner Studenten mit nach Kronenburg, um ihnen das Interesse an der bäuerlichen Lebenswelt zu vermitteln. Peiner malte 1933 das Bild „Deutsche Erde“, das er als Geschenk für Adolf Hitler zur Verfügung stellte.
Während im Jahre 1937 die Diffamierung moderner Kunst in der Aktion der Beschlagnahmung „Entartete Kunst“ einen spektakulären Höhepunkt erreichte, fasste Göring bei einem Besuch in Kronenburg am 9. Mai den Beschluss, eine von der Düsseldorfer Akademie unabhängige und ihm unmittelbar unterstellte Schule zu gründen. Der erste Bauabschnitt wurde am 8. Juni 1938 von ihm in Anwesenheit hochrangiger Vertreter von Partei und Regierung eingeweiht.
Als Folge der Gründung der „Hermann-Göring-Meisterschule“ wurde der ganze Ort Kronenburg einer durchgreifenden Erneuerung unterzogen. Die Straße nach Kronenburg wurde verbreitert und mit Teerkies belegt. Für die Verbreiterung der Straße waren Hausabbrüche und Stützmauern notwendig, andere Häuser wurden umgebaut und hergerichtet. Alle Drähte für Telefon und elektrisches Licht wurden in die Erde gelegt, damit das Drahtgewirr nicht das Ortsbild störe. Eine Kanalisation wurde angelegt, Kronenburg bekam ein neues Pflaster. Der Burghof wurde geebnet. Die Mistplätze wurden eingefriedet. Alle Häuser bekamen einen Anstrich. Für die Dorfverschönerungsaktion von 1937 fertigte der Dorfschmied Köller viele einheitlich gestaltete Hauslaternen. Die Ausgestaltung des Ortes wurde in Absprache mit dem Architekten Emil Fahrenkamp vorgenommen. Binnen weniger Jahre wurde aus dem verschlafenen Nest ein etwas künstlich wirkender Vorzeigeort.
Werner Peiner verließ Kronenburg im Herbst 1944 vor der heranrückenden Front. Nach dem Krieg wurde ihm die Rückkehr ins Dorf verwehrt. Als er nach 1945 versuchte, in Leichlingen eine neue Meisterschule aufzubauen, wurde das Vorhaben von im Rheinland ansässigen Malern wie Georg Meistermann, Mitgliedern der „Rheinischen Sezession“, der „Westfälischen Sezession“ und der „Bergischen Kunstgenossenschaft“ verhindert. Am 19.8.1984 starb er auf seinem Alterssitz Haus Vorst bei Leichlingen im Bergischen Kreis.