In dieser 45-60 min Führung wollen wir unseren Besucher*innen die Vielseitigkeit unseres Projektes zeigen. Wir laden zum Staunen über biologische Vielfalt, ökologisches Bauen und grünen Genuss ein. Wissenswertes über die Entstehung des Ortes und seine Philosophie werden vermittelt.
Autor: Wangeliner Garten
Willkommen im Wangeliner Garten einem Ort der Begegnung
Willkommen im Wangeliner Garten einem Ort der Begegnung. Nachhaltigkeit trifft auf Natur, Kultur,...
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01 - Willkommen im Wangeliner Garten
Vietlübber Straße, 19395 Buchberg, DE
Willkommen, liebe Besucher*innen des Wangeliner Gartens.
Lieber Gast, wir freuen uns, dass Du da bist.
Für das Zusammensein in unseren Kursen bitten wir die Teilnehmenden, sie duzen zu dürfen. Und so hoffe ich, als Sprecherin dieser Gartenführung, dass auch Du, lieber Gast, mit dieser Art der Ansprache einverstanden bist.
Fühle Dich nun eingeladen, Dich in die Fülle der Natur fallen zu lassen, sie zu genießen, sie zu erkunden und von ihr zu lernen. Dieser Audioguide kann und möchte nicht, die komplexe Fülle dieses Gartens darstellen. Möge Dir diese Gartenführung Inspiration sein.
Der Wangeliner Garten wurde vom FAL e.V., dem “Verein zur Förderung ökologisch-ökonomisch angemessener Lebensverhältnisse westlich des Plauer Sees” gegründet. 1993 begann die Planung. Er öffnete seine Tore am 10. Juni 1999.
Bei seiner stetigen Weiterentwicklung helfen seitdem, neben dem Team des Wangeliner Gartens, viele ehrenamtliche Hände mit.
Der Wangeliner Garten steht für Vielfalt, und ist mehr als nur ein Schaugarten.
Er ist weit über die Grenzen Mecklenburgs bekannt.
Wo beginne ich nun?
Hm…vielleicht bei den vielen Kultur- und Bildungsangeboten, die im Seminarhaus stattfinden?
Oder bei dem so genannten Maulwurfshügel?
Dieser befindet sich unterhalb des Kinderspielplatzes. Er beheimatet eine Ausstellung zum Thema Boden. Hier lässt sich entdecken, wie der wertvolle Stoff unter unseren Füßen entsteht und wer ihn bewohnt.
Im Wangeliner Garten verbergen sich hinter jeder Heckenrose Geschichten von natürlichem Genuss, bunten Festen, von Begegnungen verschiedener Menschen und Kulturen und dem Wandel dieser Region. Ich möchte Dich nun auf eine grüne Reise mitnehmen, auf der Du die Mannigfaltigkeit der Natur näher kennenlernst, und Art und Weisen, sie zu schützen.
Komm mit, wir fangen direkt an!
Vor Dir liegt der Festplatz mit seiner Weidenbühne. Hier finden im Frühjahr und im Herbst unsere Märkte statt. Zum Wunderfeldfest, dem kulturellen Höhepunkt des Jahres, treten hier im Sommer Künstler*innen aus Wangelin und der ganzen Welt auf. Dann verwandelt sich der Garten in ein Festgelände, auf dem Kunst, Kultur und das Leben gefeiert werden.
Um zur zweiten Station zu gelangen, überquere nun bitte die Freifläche in Richtung Seminarhaus. Dabei siehst Du auf der rechten Seite das Weidenlabyrinth, das Groß und Klein zum Entdecken einlädt.
02 - Das Lehmhaus
Vietlübber Straße 33, 19395 Buchberg, DE
Vor Dir siehst du unser Seminarhaus, das sogenannte „Lehmhaus", geplant durch den Architekten Günther zur Nieden.
Es ist das erste Gebäude, das auf diesem Gelände gebaut wurde – natürlich auf ökologische Weise! 2011 wurde es durch das europäische Projekt Terra Incognita, als "Outstanding Earthen Architecture", als "Herausragender Lehmbau" ausgezeichnet. Besonders markant sind die schweren Stampflehmwände.
Sie regulieren die Feuchtigkeit innerhalb des Gebäudes und speichern die Wärme aus dem Glashaus.
Oben auf, das begrünte Dach, dessen Magerrasen vielen Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause bietet. Aus Zeiten der DDR stammt das vorgebaute Glashaus. Es war einmal ein Gewächshaus einer LPG im Nachbarort. Die Wiederverwendung bestehender Materialien nennt man "Up-Cycling". Dieser ressourcenschonende Ansatz erfreut sich in Wangelin großer Beliebtheit.
Der Seminarraum beheimatet regelmäßig spannende Kultur- und Bildungsangebote wie das “Gartenkino” oder die Konzertreihe “Jenseits der Stille – Klänge aus dem Wangeliner Garten“. Sie wurden beide bereits ausgezeichnet.
Kurse zu Themen wie ökologischer Gartenbau, Nachhaltigkeit und Umweltschutz locken Menschen aus Nah und Fern.
Außerdem kann man das Lehmhaus auch für private Feiern buchen.
Jetzt geht es direkt in den Schaugarten. Betritt nun das Glashaus und nimm gleich die Tür rechts. Im Bauerngarten geht es weiter bei Station 3.
03 - Der Bauerngarten
Vietlübber Straße, 19395 Buchberg, DE
Du hast soeben die erste Abteilung des Wangeliner Lehr- und Erlebnisgartens betreten: den Bauerngarten.
Je nach Jahreszeit wird er sich in einer anderen Phase präsentieren: zarte Knospen des Frühlings, üppige Blüte des Sommers, die bunten Farben des Herbstes. Schau Dich in Ruhe um, hier gibt es viel zu entdecken. Gerne kannst Du dafür die "Pause"-Taste drücken und wann immer Du möchtest die Führung fortsetzen.
Ganz klassisch für einen Bauerngarten wachsen hier Gemüse, Kräuter und Zierpflanzen. Heilkräuter und Obstbäume vervollständigen das Angebot.
Vieles, was hier geerntet wird, findet im Gartencafé Verwendung. Auch der
selbst gemostete Saft. Charakteristisch für diese Art von Garten ist der Aufbau.
Die einzelnen Beete sind von Hecken umrahmt und werden von einem Wegkreuz geteilt, in dessen Mitte sich ein Rondell befindet. Eine größere Hecke, hier ist es eine Hainbuche, fasst den gesamten Garten ein und schützt ihn vor Wind und Fraß.
Der Wangeliner Garten wird auf seinen 15.000 Quadratmetern vollständig ökologisch bewirtschaftet. Er ist ein naturnaher Garten. Hier werden z.B. verblühte, samentragende Pflanzen lange stehen gelassen. So finden Insekten und andere Tiere Futter und Nistplätze. Der Garten trägt u.a. deshalb die "Natur im Garten”-Plakette.
Das bedeutet, dass beim Anbau und in der Pflege des Gartens keine chemisch-synthetischen Dünger oder Pestizide eingesetzt werden. Dadurch werden die empfindlichen Gleichgewichte des Ökosystems bewahrt und das Leben im Boden geschützt. Außerdem verzichten wir auf den Gebrauch von torfhaltiger Erde.
Beim Abbau von Torf aus Mooren werden Treibhausgase freigesetzt, die das Klima erwärmen. Stattdessen kommt die verwendete Erde von unserem eigenen Kompost! Biologischer Abfall des Cafés wird zu fruchtbarer Erde umgewandelt. Der eher magere Boden wird so aufgewertet.
Der Wangeliner Garten bietet Lebensraum für möglichst viele Pflanzen-, Tier- und Pilzarten. Der Schutz einheimischer Lebewesen liegt uns am Herzen. Insekten gehören zu den besonders bedrohten Tieren.
In der nächsten Station, dem Schmetterlingsgarten, zeigen wir, was für die Gestaltung eines insektenfreundlichen Gartens wichtig ist.
Dafür folge dem Weg, auf dem Du den Bauerngarten betreten hast – geradeaus durch den Rosenbogen.
04 - Der Schmetterlingsgarten
Vietlübber Straße, 19395 Buchberg, DE
Schmetterlinge sind besonders stark vom Artensterben bedroht:
2009 standen über 30 Prozent von ihnen auf der roten Liste gefährdeter Tierarten.
Der Schmetterlingsgarten ist so angelegt, dass er anziehend auf die wunderschön gleitenden Fluginsekten wirkt. Die hier wachsenden Pflanzen gehören in ihr Nahrungsspektrum. Durch kräftige Farben werden die tagaktiven Falter angelockt. Weißliche Blüten reflektieren in der Dämmerung besonders gut das Licht. Sie ziehen deshalb vor allem nachtaktive Tiere an. Auch der Duft von Blüten spielt bei der Gestaltung eines Schmetterlingsgartens eine wichtige Rolle: Schwere, süße Gerüche sind bei den “Lepidoptera”, wie diese Ordnung der Insekten wissenschaftlich genannt wird, sehr beliebt.
Nicht jede satt gefüllte Blüte bietet einem hungrigen Insekt auch das nötige Futter.
Bei vielen neuen Pflanzenzüchtungen sind die Blüten “gefüllt”. Das heißt, Nektar bildende Blütenorgane sind zu Blütenblättern umgezüchtet worden. Sie lassen die Blüte voll aussehen, stellen aber für die Insekten bloße Attrappen dar, von denen sie sich nicht ernähren können.
Küchenkräuter wie Thymian, Salbei, Majoran oder Minze sind dagegen wunderbare Nektar-Lieferanten. Ihre Blüten sind für Insekten im Allgemeinen eine reichhaltige Futterquelle. Beim Ernten der Kräuter muss man nur darauf achten, dass die Spitze der Pflanze bewahrt wird und sie weiterhin Blüten bilden kann.
Für die Schmetterlings-Raupen sind Verpuppungsorte sehr wichtig. Diese können durch das Pflanzen von Gebüschen oder das Liegenlassen von Holz- und Reisighaufen geschaffen werden. Sie bieten den Tieren, in ihrem zarten Entwicklungsstadium, Schutz vor Wind und Wetter.
Ich möchte noch einmal genauer darauf eingehen, warum insektenfreundliche Gärten wichtig sind. Insekten sind die artenreichste Tierklasse überhaupt.
Drei Viertel aller Tiere sind Insekten, dabei ist ein großer Teil noch gar nicht entdeckt, vermuten Wissenschaftler*innen.
Im Jahr 2017 wurde eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld veröffentlicht. Für diese Studie wurden drei Jahrzehnte lang Fluginsekten-Fallen in drei Bundesländern ausgewertet. Das Ergebnis zeichnet ein drastisches Bild:
80 % weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren.
Warum sterben so viele Insekten?
Eine Hauptrolle spielt dabei die Intensivierung der Landwirtschaft. Riesige Monokulturfelder, auf denen Jahr für Jahr das Gleiche angebaut wird, erlauben keine Sortenvielfalt. Der Druck, möglichst viel Ertrag in möglichst kurzer Zeit zu produzieren, lässt der Erde keine Zeit sich zu erholen.
Der Abbau von Strukturelementen wie z.B. blütenreicher Böschungen und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln nimmt Insekten und anderen Lebewesen ihre Nahrungsgrundlagen.
Insekten sind wichtig für die Ökosysteme. Sie sind Nahrung vieler Tiere und spielen auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unserer Böden. Sie zersetzen abgestorbenes Material, durchmischen den Boden und produzieren so reichhaltigen Humus. Ohne Insekten kein fruchtbarer Boden, der wiederum die Grundlage auch unserer Ernährung darstellt.
Unser Leben ist also ganz eng mit Insekten, die auch als “Kerbtiere” bezeichnet werden, verbunden.
Am offensichtlichsten ist uns dies vielleicht bei der Bestäubung von Blüten.
80-90% der Pflanzen eines Ökosystems werden durch Insekten bestäubt. Das heißt, ihre Vermehrung und Verbreitung ist von den fliegenden Lebewesen abhängig.
Wir können alle etwas dazu beitragen, die uns zur Verfügung stehenden Flächen insektenfreundlich zu gestalten und so Lebensraum für möglichst viele Organismen zu schaffen und zu bewahren. Die Unterstützung eines umweltschonenden Anbaus von Lebensmitteln ist außerdem ein wertvoller Beitrag.
Nun geht es weiter zu Station 5.
Vom Bauerngarten kommend links, den Weg weiter geradeaus, bis rechts das Zauberpflanzenbeet erscheint.
05 - Die Zauberpflanzen
Vietlübber Straße, 19395 Buchberg, DE
Pflanzen sind ein wichtiger Teil unserer Kultur. Überall in unserem Leben spielen sie eine zentrale Rolle: bei der Ernährung, der Kleidung, beim Wohnen, in der Medizin und bei vielem mehr. In dem sogenannten Zauberpflanzenbeet vor Dir befindet sich eine Auswahl von Gewächsen, die in Kulturen auf der ganzen Welt in verschiedenen Bräuchen und Ritualen verwendet wurden und heute immer noch verwendet werden.
Der Baum, den Du hier siehst, ist ein Apfelbaum. Vieles gäbe es über den Apfel als Symbol der Liebe, der Fruchtbarkeit und des Lebens an dieser Stelle zu erzählen, doch geht es heute um die Pflanze, die auf dem Apfelbaum wächst.
Sie ist ein Halbschmarotzer; eine Pflanze, die ihre Nährstoffe teilweise von der Wirtspflanze, auf der sie lebt, bezieht. Vielleicht trägt sie jetzt sogar ihre weißen, kugeligen Früchte? Die lateinische Bezeichnung der Gattung ist Viscum.
Es geht um die Mistel. Besonders in den Wintermonaten fällt die immergrüne Pflanze mit ihrem kugeligen Wuchs in den kahlen Bäumen auf.
Es gibt viele verschiedene Mythen und Sagen über die Mistel, die bis ins Altertum zurückreichen. Keltische Druiden verwendeten sie für kultische Handlungen und zur Heilung bei vielerlei Beschwerden. Sie galt als Wunderpflanze und Symbol der Fruchtbarkeit. Besonders wertvoll waren die Exemplare, die auf Eichen wuchsen. Denn für die Kelten war die Eiche ein heiliger Baum.
Auch heute ist die Mistel noch eine wichtige Heilpflanze, z.B. in der alternativen Krebstherapie. Ebenso durch die Jahrhunderte hindurch hat die Pflanze ihre Bedeutung als Zeichen der Lebenskraft und Fruchtbarkeit bewahrt. Sie soll sogar Hexen und Dämonen fernhalten. Zur Weihnachts- und Neujahrszeit hängen Menschen immer noch Zweige der nur sehr langsam wachsenden Pflanze auf.
In England ist dabei Vorsicht geboten! Die Mistelzweige werden hier im Türbogen aufgehängt und der Brauch besagt, dass jede Frau, die unter diesem Zweig steht, sofort und ungefragt geküsst werden darf.
In der nächsten Station, die sich links vom Apfelbaum befindet, geht es um den Stechapfel.
06 - Der Stechapfel
Die Stechäpfel, Datura, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nachtschattengewächse. Der Gemeine Stechapfel ist die meistverbreitete Art dieser Gattung in Mitteleuropa.
Warum wächst der Stechapfel im Zauberpflanzenbeet?
Der “Teufelsapfel”, wie der Stechapfel auch genannt wird, hat sowohl heilende als auch halluzinogene Effekte auf den Menschen und wirkt bereits ins sehr kleinen Mengen toxisch. “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis
macht' s, daß ein Ding kein Gift sei.”, stellte Paracelsus, der berühmte Arzt des Mittelalters, fest.
Ob eine Pflanze Heilung, Rausch oder den Tod bringt, hängt von der Anwendung und der Dosierung ab. Trotz des Risikos einer Vergiftung werden und wurden in vielen Teilen der Welt Samen und Blätter der Pflanze für kultische Bräuche und die Behandlung psychischer Erkrankungen verwendet.
Äußerlich aufgetragen half der Stechapfel bereits den Azteken bei Gicht und den Maya bei Rheuma und Muskelschmerzen. Heute noch wird die Pflanze in der Volksmedizin Asiens bei Atemwegserkrankungen angewendet.
In der Homöopathie hilft sie bei Husten. In Europa nutzte man sie im Mittelalter zur Herstellung von sogenannten “Hexensalben”. Diese sollten, auf die Haut aufgetragen, in Rauschzustände versetzen.
Die Mixe [‘mihe], ein indigenes Volk Mexikos, schlucken die Samen bei Ritualen der Wahrsagekunst. Sie glauben, dass die Pflanze den Geist einer alten Frau enthält und nennen sie liebevoll “Großmutter”.
Die nächste Station Nummer 7 widmet sich den Duftpflanzen.
Orientiere Dich bitte am Apfelbaum im Zauberpflanzenbeet. Diesen im Rücken habend geht es zunächst wortwörtlich der Nase nach geradeaus. Dann halte Dich bitte rechts.
07 - Die Duftpflanzen
Pflanzen sind ein Erlebnis für die Sinne: Wir bewundern ihre anmutige Gestalt, genießen ihren Geschmack und ihre einzigartigen Düfte. In dieser Station wollen wir den Zauber der Pflanzendüfte näher “unter die Nase nehmen”.
Wenn Du magst, schließe für einen Moment die Augen und konzentriere Dich auf Deinen Geruchssinn. Nimm ein paar tiefe Atemzüge. Was kannst Du riechen?
Als Duftstoffe werden chemische Substanzen bezeichnet, die von Tieren, Pilzen und Pflanzen zur Kommunikation mit anderen Lebewesen produziert werden. Duftpflanzen produzieren dafür ätherische Öle. Diese werden in Öl-Drüsen gebildet und im Gewebe der Pflanze gespeichert. Dabei haben unterschiedliche Gerüche unterschiedliche Botschaften. Anders als Tiere können sich Pflanzen nicht bewegen oder Laute erzeugen – ihr Duft ist ihre Sprache.
Links des Weges, näher dem Seminarhaus, befindet sich das Blütenduftbeet.
Die Pflanzen hier bilden Blüten als ihre Fortpflanzungsorgane aus. Durch Düfte und den süßen Nektar locken sie Tiere zur Bestäubung an. Ganz nebenbei werden ihre Pollen von Blüte zu Blüte getragen. Durch diese Befruchtung bildet die Pflanze Samen und kann sich auf diese Weise vermehren.
Die in diesem Beet blühenden Gewächse haben für die meisten Menschen einen angenehmen Duft. Da ist z.B. der "Korea Schneeball", ein Strauch, der im April und Mai mit seinen weißen, intensiv duftenden Blütenbällen auffällt.
Die orange-blühende Taglilie öffnet Ende Mai bis August ihre Blüten, jede Einzelne jedoch nur für einen Tag.
Nicht alle Blüten nehmen wir als wohlriechend war. In der Familie der Aronstabgewächse gibt es z. B. Arten, die, um Aasfliegen zur Bestäubung anzulocken, einen abstoßenden Verwesungsgeruch produzieren.
Im Laufe der Evolution haben sich viele Pflanzen in Aussehen, Blütenform und Duft perfekt an ihre Bestäuber angepasst und die bestäubenden Tiere wiederum an die Nahrung liefernden Blüten. Dieses Phänomen der wechselseitigen Anpassung wird in der Biologie Coevolution genannt.
Nun zu den Beeten des Blätterduftes, die sich direkt gegenüber auf der anderen Seite des Weges befinden. Die in den Blättern eingelagerten ätherischen Öle tragen eine andere Botschaft als jene Duftstoffe, die sich in den Blüten befinden.
Die Pflanze lockt durch Blätterdüfte keine Tiere an, sondern schützt sich durch würzig-intensive Gerüche vor Fressfeinden. Für den Menschen jedoch sind diese Aromen oft angenehm und wohlschmeckend. Bekannte Beispiele sind die mediterranen Küchenkräuter Thymian, Rosmarin und Salbei, welche auch im Blätterduftbeet vor Dir zu finden sind.
Ätherische Öle haben oft auch eine heilsame Wirkung für uns Menschen.
Seit Jahrtausenden werden Blätter zur Linderung verschiedenster Beschwerden genutzt und sind heute noch beliebte Hausmittel. Das Aufgießen eines Salbeitees oder das Inhalieren mit Pfefferminzöl dient der Aufnahme ätherischer Pflanzenöle zur Unterstützung unserer Heilkräfte.
Fühle Dich eingeladen die Duftgärten noch ein Weilchen in vollen Zügen zu genießen.
Wenn Du bereit bist, geht es nun bei den Heilpflanzen weiter. An dem Beet mit den großen Stahlblumen, der Kunstinstallation “Mohnfeld”, wende Dich bitte nach links.
Die Station Nummer 8 erwartet Dich auf der linken Seite.
08 - Die Heilkräuter
“Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken”, sagte Paracelsus im 16. Jahrhundert.
Es werden die Gewächse als Heilpflanzen bezeichnet, welche zu Heilzwecken innerlich und äußerlich angewendet werden können. In diesem Bereich des Gartens wachsen in 14 Beeten Kräuter, nach ihren Wirkungsfeldern sortiert.
Schon Hildegard von Bingen, die bedeutende Universalgelehrte des Mittelalters, wusste um ihre Heilkraft. Seit tausenden von Jahren verwenden Menschen überall auf der Welt Pflanzen zur Heilung körperlicher und auch seelischer Leiden. Und auch
von Tieren ist bekannt, dass sie gezielt bestimmte Gewächse suchen, um ihre Beschwerden zu lindern.
Bei den meisten Pflanzen ist es eine Kombination verschiedener Stoffe, die ihre spezielle Heilwirkung ausmacht. Diese Stoffe, zu denen auch die bereits erwähnten ätherischen Öle gehören, werden "sekundäre Pflanzenstoffe" genannt. Sie dienen der Pflanze zum Schutz vor schädlichen Umweltfaktoren und Tieren.
Für Menschen gilt: Neben der Zubereitungsart ist auch immer auf die richtige Dosierung der Wirkstoffe zu achten. “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.”
Bei vielen Gewürzkräutern sind es ebenfalls diese "sekundären Pflanzenstoffe", die den spezifischen Geschmack des Krautes ausmachen. In verschiedenen Heillehren liegen Geschmack und Heilung nah beieinander. Durch bestimmte Nahrungsmittel kann die individuelle Konstitution eines jeden Menschen gestärkt und auch Krankheiten können geheilt werden.
Der Fenchel, der auch hier wächst, hat sowohl im indischen Ayurveda als auch in der Medizin Hildegard von Bingens eine wichtige Bedeutung. Er fördert die Verdauung und ist krampflösend. Für Hildegard war es DAS Heilgemüse schlechthin.
Im Ayurveda wird er zusammen mit Koriandersamen für Harnwegsbeschwerden empfohlen. Beide Lehren attestieren dem Fenchel eine kühlende Wirkung.
Um zur Station Nummer 9 zu gelangen, gehe durch die Heilpflanzenbeete auf die Wiese mit den Obstbäumen. Dort halte Dich links. Die Streuobstwiese ist Teil des Naturgartens, um den es in der übernächsten Station gehen wird. Doch hören wir uns erst einmal im Pavillon wieder, der sich links von den Bäumen befindet.
09 - Der Pavillon
Der Pavillon lädt zum Verweilen ein. Hier lässt sich die Stille des Gartens besonders gut genießen. Wenn Du möchtest, lasse Dich nun durch die folgende angeleitete Entspannung tragen. Sie wird ungefähr 5 Minuten lang sein.
Oder wandle weiter zur nächsten Station unserer Gartenführung, am Teich entlang in Richtung "Lehmhaus".
10 - Der Naturgarten
Der “Naturgarten” ist der größte Teil des Wangeliner Gartens. Seine Gestaltungselemente wie z.B. der Gartenteich, die Staudenbeete und die Streuobstwiese haben die Natur zum Vorbild.
Naturbelassene Obstwiesen sind die artenreichsten Orte unserer Kulturlandschaft. Im hohen Gras finden verschiedene Tiere Schutz und durch das Fallobst auch ausreichend Nahrung. Die Bäume, die hier wachsen, sind übrigens alte Obstsorten wie z.B. der Kaiser Wilhelm Apfel oder die Crivitzer Hauszwetschge.
Die unterschiedlichen Bereiche des Naturgartens bieten Raum für große Artenvielfalt. Der Teich bietet sowohl Sumpfpflanzen als auch Amphibien wie z.B. dem Teichmolch oder dem Laubfrosch ein Zuhause. An der Trockenmauer fühlen sich wärmeliebende Reptilien wie Eidechsen und auch verschiedene Dickblattgewächse wohl.
Im Insektenhotel, der Lehmmauer mit dem begrünten Dach, bauen allerlei Insekten wie z.B. die Schornsteinwespe ihre Nester.
Es lohnt sich der Blick in den Bienenschaukasten neben dem Teich. Dort lässt sich ganz aus der Nähe beobachten, wie die emsigen Sechsbeiner ihren komplexen Staat organisieren.
Wer vor der eigenen Haustür selber einen Beitrag zur Biodiversität leisten möchte, kann im Gartencafé verschiedene Nisthilfen erwerben.
Durch eine nachhaltige Pflanzung und Bebauung werden die Ressourcen Wasser und Boden geschont und das Klima geschützt.
Der Naturgarten fördert das Wohlbefinden von Mensch und Natur. Eine Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt, oder?
Auch wenn es noch viel mehr über den Garten zu erzählen gäbe, sind wir nun fast am Ende unserer Audio-Gartenführung angelangt.
Es folgt nun noch das Extra über unsere Lehmbauten. Du kommst zu dieser Station, wenn Du durch das Glashaus gehst und Dich dann rechts hälst. Die Station startet hinter den Bauwagen.
Fühle Dich eingeladen, vielleicht nach einer Stärkung im Café, in den Garten zurückzukehren und ihn auf eigenen Pfaden zu entdecken.
In unseren Führungen und Seminaren lassen sich viele Themen dieses Audioguides noch vertiefen. Die Webseite des Wangeliner Gartens www.wangeliner-garten.de oder unser Newsletter, für den Du Dich im Café eintragen kannst, informieren über das Bildungsangebot und unsere regelmäßigen
Abendveranstaltungen.
Wir hoffen, dass es Dir gefallen hat und Du uns weiterempfiehlst.
Über tatkräftige Unterstützung freut sich jederzeit der Förderverein des Wangeliner Gartens. Oder möchtest Du uns durch eine Spende unterstützen? Im gläsernen Anbau des Lehmhauses steht dafür eine Spenden-Pyramide bereit.
Von Herzen Dank.
Nun noch viel Freude bei der Station über die Lehmbauten.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Es grüßt Dich herzlich das Team des Wangeliner Gartens!
Dieser Audioguide wurde ermöglicht durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Recherche und Konzept: Jasmin Sepahzad
Sprecherin: Ute Kaiser
11- Die Lehmbauten
Schön, dass Du mehr über das ökologische Bauen hier auf dem Gelände erfahren möchtest.
Wir beginnen an dem weißen, in Wellen gebauten Gebäude, das sich hinter den Bauwagen befindet.
Seit 1995 wird das ökologische Bauen an der Lehm- und Backsteinstraße hier in Mecklenburg-Vorpommern auf ganz praktische Weise umgesetzt.
Auf dem Gelände des Wangeliner Gartens sind Stroh, Lehm und Kalk die
Hauptbestandteile aller hier entstehenden Bauten.
Lehmarchitektur ist Avantgarde.
Der Jahrtausende alte Baustoff ist frei von Giften. Der Energieaufwand für die Herstellung und den Transport sind niedrig und seine Verarbeitung und die Entsorgung sind absolut gefahrlos. Deshalb wird der kostengünstige Lehm immer mehr genutzt. Der Baustoff einer nachhaltigen Zukunft.
In der direkten Nachbarschaft des Wangeliner Gartens befindet sich die
Europäische Bildungsstätte für Lehmbau. Mit ihrer Unterstützung wurden die experimentellen Häuser auf konsequent ökologische Weise errichtet. Im Rahmen internationaler Kurse haben Teilnehmende besondere Materialien und spezielle Techniken kennengelernt.
Beginnen wir also mit dem wellenförmigen Gästehaus des Wangeliner Gartens,
den sogenannten "Strohballentonnen".
Es ist das erste in Deutschland genehmigte selbst tragende Gewölbe aus Strohballen. Fertiggestellt wurde der Bau im Jahr 2015 in einem Baustellenkurs mit Professor Gernot Minke, einem weltweit anerkannten Architekten für experimentelles Bauen mit Lehm und Stroh.
Das angenehme Klima im Innenraum, die mit Tadelakt, einem marokkanischen Kalkputz, versiegelten Bäder und nicht zuletzt die außergewöhnlichen Betten aus alten Webstühlen machen diese Gästezimmer zu einzigartigen Ferienunterkünften.
Rechts von den Strohballentollen steht, in seiner ausgefallenen Form mit dem abgeschrägten Dach und der Veranda, das sogenannte Gärtnerinnenhaus.
Die Architektin Sabine Sühlo plante das aus einem Raum bestehende Haus ausschließlich mit Naturbaustoffen. Außerdem verwendete sie Upcycling-Materialien wie z.B. Betondachsteine. Ein vorgefertigter Rahmen aus Holz war Grundgerüst für das Gärtnerinnenhaus. Dieses Holzgefüge wurde dann mit Strohballen ausgefüllt. Während die Außenseite mit Kalkputz versehen wurde, kam im Inneren Lehm zum Einsatz. Das Gebäude ist auf Betonsockel gelagert. Dies führt zu einer guten Unterlüftung.
Wenn Du Dich nun umdrehst, rechter Hand neben den Bauwagen, befindet sich unsere Gästeküche: das Steenshaus. Komm gerne ein Stückchen näher!
Dieser Bau wurde im Jahre 2019 vollständig abgeschlossen. Benannt ist er nach seinen amerkanischen Entwickler*innen: Bill und Athena Steen. Sie vermittelten beim Bau eine spezielle Lehm- und Stroh-Bautechnik. Für diese in Deutschland neuartige Bauweise bedurfte es einer besonderen Baugenehmigung.
Die Wände des Hauses bestehen aus Strohballen, die lastabtragend das Gewicht des Daches ins Fundament leiten. Damit das Dach bei Wind nicht abhebt, verbinden es Gewindestangen mit dem Fundament.
Lehm verputzte Außenwände sind anfällig für Niederschlag. Dem Witterungsschutz dient deshalb das überstehende Dach und die Holzverkleidung der Außenfassade.
Auch der Innenraum des Hauses ist mit Lehm verputzt.
Die farbenfrohen Ornamente zaubern eine einmalige Atmosphäre.
Schau doch mal hinein!
Nun wartet noch ein letzter architektonischer Genuss: das Gartencafé.
Der Start- und Endpunkt unserer Gartenführung.
Vorbild für den achteckigen Bau ist das traditionelle Wohnhaus der Navajo, einem indigen Stamm Nordamerikas.
Die tragende Dachkonstruktion aus Holzbalken wurde mit einer dicken Erdschicht bedeckt. Sie unterstützt die Dachdämmung aus Zellulose und schützt den Bau vor Überhitzung. Die Außenwände mit ihrer Holzkonstruktion sind teilweise mit Stroh gedämmt.
Professor Gernot Minke entwarf ebenso wie die Strohballentonnen auch dieses Gebäude. Es wurde gemeinsam mit dem Architekten Tobias Weyhe realisiert.
2014, nach einer Bauzeit von drei Jahren, wurde das kosten- und energiesparende Modellbauvorhaben fertiggestellt. In zahlreichen Praxiskursen der Europäischen Bildungsstätte für Lehmbau entstanden die unverwechselbaren Wandschmuckelemente aus Lehm- und Kalk.
Auf der Außenfassade sind Schmetterlinge und Libellen zu entdecken.
Der Innenraum wurde von Wangeliner Künstler*innen gestaltet.
Der Boden ist mit Keramik verziert, die Theke mit Kalkputz veredelt und filigrane Blumenmuster befinden sich an den Wänden.
Mehr Informationen zum ökologischen Bauen findest Du im Laden des Cafés.
Neben Fachliteratur ist dort die Broschüre “Lehmarchitektur erleben” erhältlich, welche die Gebäude des Wangeliner Gartens ausführlich beschreibt. Wenn Du Lust bekommen hast, selbst mit Lehm und Stroh zu bauen, dann wende Dich direkt an die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau!
Hier endet nun unser kleiner Ausflug zu den Stroh- und Lehmbauten.
Wir bedanken uns herzlich für Deine Aufmerksamkeit und wünschen Dir noch einen schönen Tag!