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Mit dem Umbau ist es natürlich auch eine günstige Gelegenheit zur Neubenennung. Die umstrittenen antisemitischen Äußerungen des Namensgebers Friedrich Ludwig Jahn führten im Jahr 2018 zu einer Diskussion über die Umbenennung des Sportparks, insbesondere der Bezirk Pankow forderte hier bereits den Senat der Stadt Berlin auf, eine Namensänderung zu prüfen. Die Initiative „Sport ohne Turnväter“ fordert bereits seit 2011 eine Umbenennung. Jahn habe sich im Buch „Deutsches Volksthum“ chauvinistisch und antisemitisch geäußert.
Wenn Hitler im Zusammenhang mit Jahn genannt wird, beziehen sich die Autoren auf drei strukturelle Gemeinsamkeiten: Erstens den etwas ungenau definierten gemeinsamen Geist der beiden, zweitens die Parallelen in der Biographie und drittens deren ähnliches politisches Wollen. Zu erstens, dem gemeinsamen Geist zwischen Hitler und Jahn: Beide seien Gründer einer „Freiheits- und Auferstehungsbewegung“ und daher sei die nationale Revolution eine konservative Revolution, die nur auf alten Werten basiere.Zu zweitens, den biographischen und persönlichen Parallelen: Jahn verbrachte ebenso wie Hitler, eine Zeit seines Lebens in Festungshaft und wurde ebenso politisch verfolgt.
Hinsichtlich der persönlichen Eigenschaften seien den beiden Politikern Treue, höchste Ziele und Optimismus, auch in einer ausweglosen Situation, gemeinsam. Ebenso würden sie die Begabung für die Rede teilen. Beide seien berufen zu Führertypen und damit zu der Befreiung der Nation aus der Unterdrückung. Eine selten betonte Parallele ist die der fehlenden hohen sozialen Herkunft und, dadurch bedingt, Bildung.
Schon in der Bücherverbrennung, die beide initiiert hätten, sah man eine politische Parallele. Jedoch ist auch im Nationalsozialismus die Frage, ob Jahn tatsächlich am Wartburgfest dies mit organisiert hatte, nicht einheitlich bejaht worden. Zudem schätzen Hitler und Jahn gleichermaßen die Auswahl der richtigen Bücher und Geschichte und Spracherziehung. Militärpolitisch „rief [Jahn] wie Hitler zu Deutschbewußtsein, Abwehrbereitschaft und Kampfbereitschaft auf, zu geistiger und körperlicher Wehrhaftigkeit.
Als Ziel der Turnerei sahen die nationalsozialistischen Autoren allein die „Erziehung zur Wehrhaftigkeit, zum Gemeinsinn, zum Mannestum. Erziehung zur Feldtüchtigkeit im Freiheitskampf war das Ziel, Ertüchtigung also noch mehr um des Volkes als um des Einzelnen willen. Aufgrund dieser männlich geprägten Ziele handle es sich bei dem Turnen Jahnsnicht wie bei GutsMuths um eine philanthropische Angelegenheit, sondern um die Kriegsertüchtigung der verweichlichten durch die französischen Sitten gefährdeten deutschen Jugend. So wird aus dem Turner Jahns, der ursprünglich als Mitstreiter im Kampf gegen Napoleon erzogen wurde, der nationalsozialistische Kämpfer für das Reich und die Turnerschaft zum idealen Pool für die Rekrutierung von Soldaten. Außerdem sei sein Buch „Deutsche Volksthum“ dem Werke Hitlers, „Mein Kampf“, so verblüffend ähnlich.
Diese Punkte zusammengenommen führten zur Interpretation Jahns als „Vorkämpfer des Nationalsozialismus. Es scheint hauptsächlich das Bestreben der Autoren aus der Turnerschaft gewesen zu sein, sich durch Hitlervergleiche bei dem Regime einzuschmeicheln. Dass dies die Turnerschaft nicht retten würde, konnten sie nicht wissen.
Dieses Verhalten zeigt aber die außergewöhnliche Stellung Hitlers schon ab 1933. Denn wer wäre vor 1933 auf die Idee gekommen, Jahn als einen Vorgänger Hitlers zu bezeichnen, auch wenn biographische und politische Parallelen vorhanden gewesen wären? Wohl niemand. Außerdem wurde die Analyse seines Werkes wurde hauptsächlich in den wissenschaftlichen Medien und in den Artikeln der Turnzeitung betrieben.